Abwertung

Liebe Leserinnen und Leser,

auch wenn ich im letzten blog angekündigt habe, dass ich im nächsten über Auswirkungen von Angst auf Körper und Seele schreiben werde, so muss ich mir doch erst noch etwas anderes von der Seele schreiben. Gestern wurde verkündet, dass Joe Biden der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird. Der erhoffte und gewünschte Wechsel, die notwendigen Veränderungen kann und können nun stattfinden. Über 70 Millionen Amerikaner haben das entschieden. Ein Grund zur Freude!!??

Es verging keine Stunde, nachdem dieses Ergebnis bekannt gegeben worden ist, so wurde ich mit Nachrichten in sozialen Medien konfrontiert, was für ein fürchterlicher, schlechter, abartiger Mann der nächste Präsident sei. Wie kann das sein? Wie können wir Menschen so etwas tun: Unsere Mitmenschen abzuwerten, zu entwerten, klein zu machen, sobald er für uns sichtbar und greifbar wird. Wie kommt es, dass wir anderen Menschen ihre Schlechtigkeit vorwerfen, ohne dass wir merken oder es uns bewußt ist, wie „schlecht“ wir selber sind, wenn wir unser Gegenüber abwerten?

Hier geschieht wieder einmal etwas, was so typisch menschlich ist, an dem wir unbedingt arbeiten und es verändern sollten. So schnell sehen wir „den Splitter im anderen Auge, aber nicht den Balken im eigenen“. So schnell projizieren wir den eigenen Ärger und Unmut, die eigenen Anspannungen auf andere. Das dient zunächst einmal der Selbstregulation: Mache ich den anderen klein, bin ich selber aufgewertet und damit für eine kurze Zeit entlastet. Ich gehöre zu den Guten, die anderen sind die Schlechten. Ich glaube, dass niemand davor gefeit ist, so etwas zu tun. Wir sollten allerdings wissen, dass wir es und wann wir es tun und mit der Zeit lernen, uns über ganz andere Strategien zu regulieren, die uns wirklich weiterhelfen und vor allem nachhaltig wirken. Was wäre, wenn ich, bevor ich eine Abwertung ausspreche, innehalten würde, mir darüber Gedanken mache, wie ich mich selber kritisiere und abwerte und mich entscheide, diese Abwertungen aufzulösen und mich liebevoll und freundlich annehme. In diesen Prozess sollte ich meine gesamte Energie und Kraft hineinbringen, weil ich damit wirklichen Frieden erzeugen kann, Frieden in mir selber und damit Frieden auf der Erde. Die Notwendigkeit andere abzuwerten löst sich damit vollkommen auf. Eine kleine Technik, die mir hilft, immer bei mir zu bleiben: Bevor ich etwas sage, kann ich überprüfen: Ist das wirklich wahr? Ist das Gut? Ist das notwendig? Erst wenn ich alle 3 Fragen mit ja beantworten kann, kann ich es aussprechen. Ansonsten ist Arbeit im Innern angesagt!

In dem Sinne machen wir uns an die Arbeit!

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst und zuerst dich Selbst!

Herzliche Grüße!

Elisabeth Weinrich